Is scho schee da oben!
Oder? Ja, ich weiß, ich hab die ganze Zeit gesagt: Was würden wir denn jetzt schon da oben machen? Lieber die anderen vorne weg marschieren lassen und immer schön im Windschatten bleiben. Da ist der Gegenwind und damit der Druck nicht so groß.
Aber ich muss zugeben: Schaut schon toll aus, die Tabelle. Und es macht echt Spaß, als Spitzenreiter zu grüßen.
Besondere Ereignisse erfordern ja bekanntlich besondere Maßnahmen und so liefen meine Dauerkartennachbarn an diesem Spieltag gegen Duisburg in Über- und Star-Besetzung auf: Norbert, Ulf und Oli waren da – und der hatte sogar seine beiden Kinder dabei. Wie überhaupt, nur so nebenbei erwähnt, auf unserem Block immer mehr Väter und Mütter ihre Sprösslinge mitbringen. Eine super Sache, wie finde ich, die Söhne und Töchter von Anfang an auf den richtigen rot-schwarzen Weg zu führen!
Zumal Luisa und Phillipp so gar nicht das Temperament unseres steten Ruhepols Oli geerbt zu haben scheinen: Die beiden standen die 90 Minuten komplett auf ihren Sitzen, haben gesungen und geklatscht, den Club lautstark angefeuert – es war eine wahre Freude! Als in der 60. Minute der „kleine Bub“ gesungen wurde, ist Oli (auch wenn er’s nie zugeben würde) fast geplatzt vor Stolz. Zurecht! Ich hatte fast ein bisschen Pippi in den Augen. Seit fast 30 Jahren kennen Oli und ich uns, sind sowohl privat als auch mit unserm Glubb durch Höhen und Tiefen gegangen – und jetzt stehen seine zwei Kleinen da, halten den Schal hoch und singen die Legende. Wahnsinn!
Nun ja, Ulf war nicht ganz so euphorisch und ruhig. Er hatte sich ein bisschen auf Herrn Löwen eingeschossen, der ihm etwas „zu arrogant und kraftstrotzend“ über den Platz lief. Nach dem Anschlusstreffer der Zebras zum 2:1 ging mir nach der bis dato verdienten 2:0-Führung tatsächlich auch ziemlich die Muffe. Ich rauche eigentlich nicht mehr, aber da hab ich dann doch eine durchziehen müssen. Bitte kein zweites Kiel-Spiel, dachte ich mir die ganze Zeit. Hinter mir wussten die zwei Fans auch schon, „dassmer des eh widda vergeing“, weil des „wär ja dübbisch Glubb.“ Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten.
Aber dann kam zum Glück Eduard Löwen, ließ meine Hintermänner und Ulf verstummen und uns kollektiv jubeln.
Ein normales Gespräch mit Ulf war danach nicht mehr möglich (und auch nicht nötig). Endlich stimmte die Kurve nämlich sein neues Lieblingslied an: „Ohhhhh – der FCN steigt wieder auf!“
Was für eine eine Freude, nach dem erlösenden Schlusspfiff mit allen zu jubeln und zu feiern, zu singen, zu klatschen. Das Grinsen habe ich an diesem Sonntag Nachmittag nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Auch wenn ich, wie Stefan später ebenfalls sagte, nach solchen Spielen emotional so ausgepowert bin, dass erst mal Leere im Kopf ist.
Aber ich hab´s extra eben nochmal überprüft: Wir stehen tatsächlich auch heute immer noch auf Platz 1!