Spieltag 23 gegen Fortuna Düsseldorf in einem Satz: Der 1. FC Nürnberg unterliegt den Rheinländern mit 2:1, nachdem der Club fast die komplette Spielzeit mit nur zehn Mann spielen musste. Passiert ist – was für eine verrückte Saison! – im Prinzip nichts. Die Tabellensituation ist nach dem Spieltag exakt die Gleiche wie vor dem Spieltag. Das Schneckenrennen im Tabellenkeller geht weiter.
Was ist da bloß in seinem Kopf vorgegangen? Wahrscheinlich nichts. Vermutlich sind Matheus Pereira einfach die Sicherungen durchgebrannt. Oder die Anspannung war zu groß? Wie auch immer: Passieren darf das einem Fußballprofi nicht. Ein dummes Foul, eine Notbremse, die ein Gegentor verhindert. Ok. Aber ein Tritt in die Weichteile des Gegenspielers? Nach einem – so ist es zumindest auf der Club-Homepage nachzulesen – „Wortgefecht“ mit Niko Gießelmann. Nun, keine Ahnung, ob der Ex-Fürther portugiesisch spricht, ich frage mich aber schon, mit was und in welcher Sprache die beiden sich so hochgeschaukelt haben, dass der Brasilianer derart in Rage geriet. Am 12. September vergangene Jahres schrieb der Kicker noch, Pereira beherrsche bereits Wörter wie „links“, „rechts“ oder „sehr gut“ auf Deutsch. In anderen Medien war zu lesen, Gießelmann sei zuvor mit dem Ellenbogen in einen Zweikampf mit ihm gegangen.
Letztendlich ist es ja auch einerlei, warum er die Tätlichkeit begangen hat. Er hat sie begangen, sie wurde erkannt, geahndet und er hat seiner Mannschaft, dem Verein und uns Fans einen Bärendienst erwiesen. Nicht nur, dass seine Teamkollegen fast komplett die gesamte Spielzeit zu Zehnt bestreiten mussten – Pereira wurde ja auch noch für drei Spiele gesperrt und wird gegen Leipzig, Hoffenheim und Frankfurt fehlen. Danke für nichts.
Man kann sich vorstellen, dass es als Zuschauer ziemlich deprimierend ist, das alles kurz nach Anpfiff zu erleben. Im Prinzip ist damit der weitere Spielverlauf, gerade in unserer Situation, vorprogrammiert. Denkt man zumindest als fränkischer Fußballfan mit Erfahrung. Aber was die verbliebenen zehn Mannen im Club-Dress, allen voran einmal mehr Christian Mathenia, auf dem Platz zeigten, war wirklich aller Ehren wert. Sie bissen sich mit aller Kraft und Energie ins Match und wehrten sich erfolgreich gegen die Fortuna, der es nicht gelang, nennenswerte Chancen herauszuspielen. Und dann kam der Kracher von Eduard Löwen. Bähmm! Ein Wahnsinn. Die Kurve verharrte einen winzigen Augenblick in ungläubigem Staunen, um dann Kopf zu stehen. Mit dem Ergebnis ging’s in die Halbzeit – und ja, freilich keimte in uns allen das berühmte vorsichtige Fünkchen Hoffnung, die drei so wichtigen Punkte aus Düsseldorf mitzunehmen. Gleichzeitig beschleicht einem Clubfan in solchen Situationen ja auch immer so eine fiese Vorahnung. Auch, oder vielleicht gerade wenn man sich gegen aufkeimende Gedanken wie „Oh je, es sind noch 45 Minuten zu spielen“ oder „Des wär dübbisch Glubb, wenner des no vergeichd“ wehrt.
In der zweiten Hälfte der Partie bot sich ein ähnliches Bild wie gegen Dortmund: Die Mannschaft versuchte einen „Bus vors eigene Tor“ zu stellen, um mit aller Macht zu verteidigen. Offensiv ging hingegen wieder: nichts. Leider war es ausgerechnet der starke Ewerton, der den Fortunen zum Ausgleich verhalf. Das war nicht nur bescheiden für den Spielverlauf, sondern tat mir für den bis dato so sicheren und überlegt agierenden Brasilianer wirklich leid.
Und dann ging‘s dahin. Schon mit dem Ausgleich gewann mal wieder das „Teufelchen“ Oberhand über meine Gedanken und flüsterte mir unablässig ins Ohr: „Das verlieren sie noch.“ Nun, das Ergebnis ist bekannt.
Unsere Freunde aus Düsseldorf freuten sich zurecht über den Sieg – man merkte ihnen aber tatsächlich an, dass es ihnen auch sehr leid für uns tat. „Wir wollen doch nächste Saison wieder gegen euch spielen“, versicherten sie uns. Wir auch!!
Es ist schon erstaunlich: Beim Hinspiel hatte unser Fortuna-Freund Claus noch zu uns gesagt: „Ich will nicht sang- und klanglos und ohne Gegenwehr als Tabellenletzter absteigen!“ Damals sah es für Düsseldorf relativ schlecht und für unseren Club noch richtig gut aus. Wir siegten überzeugend mit 3:0 und standen am 6. Spieltag auf Platz 10 mit 8 Punkten auf dem Konto. Damals ahnten wir noch nicht, dass es der letzte Sieg auf lange Zeit sein würde. Denn wir haben am 23. Spieltag mal wieder zwei (eigenen) Rekorde geknackt: 17 Spiele ohne Sieg in Folge und die schnellste rote Karte der Vereinsgeschichte. Bravo.
Ich würde einfach nur gerne – meinetwegen mit neuen Rekorden oder auch ganz ohne – in der Liga bleiben. Das Kuriose ist: Es ist noch möglich!! Hannover, Stuttgart und Augsburg bewerben sich nämlich genauso intensiv um die rote Laterne. So lange rechnerisch noch was drin ist, heißt es deshalb: kämpfen! ff