Nullnummer
Was soll man zu so einem Spiel und zu so einem Spieltag groß schreiben? Wie ich die Partie einordnen würde, fragte mich gestern ein Bekannter. Eine Nullnummer halt, schrieb ich ihm zurück, „Ergebnis und Leistung gleichermaßen“. Ich konnte das Match gegen den VfL Bochum zwar nur am Bildschirm verfolgen, aber schön war es freilich – bis auf die letzten 10 Minuten vielleicht, denn die waren zumindest spannend, weil die Rot-Schwarzen nochmal Gas gaben – nicht anzusehen.
Es gab allerdings Zeiten, da hätten wir so eine Partie in den letzten Minuten noch verloren. Und es gab Zeiten, da hätten die Mannschaften, die hinter uns stehen, an so einem Spieltag gepunktet und nicht wir auch noch Boden gut gemacht auf sie. Zeiten, in denen der Glubb mit einer derart mauen Leistung nicht als Gewinner aus so einem Wochenende heraus gegangen wäre, sondern als Depp.
Aber die Zeiten sind vorbei. Deppen sind jetzt andere. Und Regensburg ist das neue Kiel. In dieser Saison läuft einfach vieles gut und für uns – und wir vergeigen es nicht in den entscheidenden Momenten.
Die Chance, den Aufstieg tatsächlich zu packen, ist in dieser Saison so groß wie lange nicht: Die Mannschaft ist eine Einheit, ein Team, wir haben individuell gute Fußballer, können auch schmerzliche Ausfälle verkraften und kompensieren, wir haben einen Trainer, der die Männer erreicht, der eine Idee von Fußball hat und sie auf dem Platz umsetzen lässt, wir haben – trotz schwieriger finanzieller Lage – einigermaßen Ruhe im Verein, und einen sportlichen Leiter, der bei der ein oder anderen Neuverpflichtung ein gutes Händchen bewiesen hat. Wir haben so was wie Euphorie im Umfeld und eine starke Fan-Gemeinde, gute Stimmung im Stadion.
Ich muss den alten Kalauer rausholen, weil er einfach passt: Der Aufstieg – wenn nicht jetzt, wann dann?!
Zum Derby, so war es in den NN zu lesen, scheint die Hütte voll zu werden. Und das hat die Mannschaft sich auch verdient! Die unliebsamen Anstoßzeiten der zweiten Liga hin oder her – aber nur rund 26.000 Zuschauer an einem sonnigen Sonntagnachmittag wie gegen den MSV Duisburg (immerhin spielte da der Zweite gegen den Vierten der Tabelle!), das ist schon traurig!
Wenn ich mir dann anschaue, dass beim Regionalligaspiel unserer Amas gegen die Löwen allein rund 12.000 Fans der 60er unsere Südkurve füllten – dann sollten wir doch unser Achteck nicht nur beim Frankenderby zumindest annähernd voll kriegen bis zum Saisonende! Wenn am letzten Spieltag schon alles klar ist und es nur noch ums Feiern geht, dann können die Erfolgsfans auch zuhause bleiben. (Und hier nehme ich ausdrücklich alle aus, die aufgrund zu großer Entfernung, familiärer, finanzieller, beruflicher oder gesundheitlicher Situation nicht ins Stadion gehen können!!)
Nun fahre ich ja schon so oft es geht auch auswärts mit, aber meine Freunde Andi und Stefan toppen mich da bei Weitem. Sie waren in Bochum (wie rund 2.000 andere) mit dabei und insgesamt 17 bzw. 18 Stunden unterwegs – um eine Nullnummer zu sehen. Ich habe noch nie einen von beiden jammern hören über ein schlechtes Auswärtsspiel, obwohl sie alle möglichen Mühen (und zum Beispiel Ärgernisse mit der Bahn) in Kauf nehmen. Das Erlebnis zählt, die Freundschaft, der Support für den Herzensverein.
Wenn ich an Samstag denke, schlägt mir jetzt schon das Herz bis zum Hals. Es ist eine ganz komische Gemengenlage. Natürlich spricht die Tabelle eine eindeutige Sprache. Aber was heißt das schon beim Derby? Zumindest geben wir in dieser Saison keine 6 Punkte an das Kleeblatt ab – ach, wie gerne denke ich an den 24. September zurück, was haben wir den Sieg in der Westvorstadt gefeiert! Das Erlebnis kann uns schon mal keiner mehr nehmen!
Ich würde jetzt gerne so was sinnvolles schreiben wie: Der Bessere soll gewinnen. Aber das stimmt nur, wenn´s der Club ist. Denn sehr gerne können wir auch gewinnen, wenn die Weiß-Grünen besser sind, 1000 Torchancen haben, furios aufspielen.
Nur in einem einzigen Fall ließe sich in meinen Augen ein Unentschieden oder Schlimmeres verschmerzen: Wenn wir aufsteigen. Beides, der Aufstieg UND zwei Derbysiege, wäre natürlich die Krönung dieser Saison.
*seufz* Aber das sind jetzt ja schon fast verwegene Träume für eine Fränkin!