3. Spieltag – Die Gesetze der Serie

Die Gesetze der Serie

Spieltag drei in einem Satz: Der 1. FC Nürnberg und der SV Werder Bremen trennten sich Einszueins, die gut 42.000 Zuschauer erlebten dabei zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten.

Kommt euch bekannt vor? Nun, bis auf die Zuschauerzahl konnte ich den Satz 1:1 übernehmen vom Spiel gegen Mainz am vorherigen Spieltag… Fast auf die Minute genau fiel im dritten Saisonspiel zum dritten Mal zu diesem Zeitpunkt das Einsnull für den Gegner. Gesetz der Serie? Nun, einen kleinen Ausreißer gab es diesbezüglich gegen Bremen, denn während Berlin und Mainz bei ihrem ersten Angriff auf unser Tor das Leder im Kasten versenkten, hatte sich der Führungstreffer für Bremen schon bedrohlich angekündigt. Allein Georg Margreitter verhinderte zwei Mal Schlimmeres – beim furiosen Schuss von Maximilian Eggestein war Fabian Bredlow dann machtlos. Bämm. Ein Geschoss. Jubel bei Bremen. Stille im Club-Block. Kurzes Durchatmen. Abputzen. Weitermachen. Dem Gesetz der Serie nach sollten die zweiten 45 Minuten deutlich besser werden. Treffer! Ich würde ja nur zu gerne mal in der Halbzeit Mäuschen spielen in der Kabine! Was Köllner da den Jungs wohl sagt? Es muss tiefgreifende Eindrücke hinterlassen, denn die Spieler kamen erneut wie verwandelt auf’s Spielfeld.  

 

Wir schrieben die 59. Minute, als sich unbändige Freude im rot-schwarzen Block Bahn brach. Der Ausgleich! Unglaublich, alle schrien hemmungslos, hüpften, lagen sich in den Armen. Doch unser Freudentaumel und unser „Frankonia fantastica“ wurde jäh unterbrochen. Der Video-Schiedsrichter hatte sich zu Wort gemeldet – und nahm das Tor tatsächlich zurück. Nein, das konnte doch nicht wahr sein!! Ungläubiges Schauen. Verständnislosigkeit. Wut. Enttäuschung. Als ob man beim Fußball im Allgemeinen und beim Glubb im Besonderen nicht schon genug Gefühls-Achterbahnen durchläuft – da braucht’s dann auch noch das?! Was war ich sauer. Und wurde einmal mehr in meiner Meinung bestärkt: Diesen Videobeweis braucht kein Mensch im Fußball! Er macht alles kaputt. In ein paar Jahren bleiben die Stadien mucksmäuschenstill, wenn ein Tor fällt. Weil man erstmal auf die Entscheidung des Videoassistenten wartet. Ja, vielleicht macht die Technik ein Spiel an der ein oder anderen Stelle „gerechter“, es geht um viel Geld. Klar. Aber ich finde nach wie vor, dass es den Charme des Fußballs ausmacht, dass von der Kreisliga bis ganz oben die gleichen Regeln gelten – sollten.

Etwas Gutes hatte diese Situation jedoch: Weder die Mannschaft noch wir Fans resignierten, sondern wandelten unseren Ärger in Kampfgeist und Trotz um. Es hört sich ein bisschen klischee- und phrasenhaft an, aber die Club-Kurve tat alles, um die Jungs zum Tor zu schreien, zu singen und anzutreiben. Ans Aufgeben hat keiner einen Gedanken verschwendet. Und in der 92. Minute belohnte Neuzugang Virgil Misidjan sich selbst, sein Team und uns Fans mit dem erlösenden Ausgleich. Andi stand neben mir und konnte sich nicht bewegen. „Ich kann’s nicht glauben“, stammelte er ununterbrochen. „Und der Treffer zählt jetzt wirklich?!“ Ja!!! Er zählte und die Euphorie war grenzenlos. Was war ich glücklich und stolz auf die Mannschaft, was für eine tolle Truppe! Noch lange standen wir im Block und haben gesungen. Ich hatte einen dicken Klos im Hals – vor Freude schlug mir das Herz bis zum Hals und ich hätte heulen können. Dieser Glubb ist schon der Wahnsinn.

Was mir übrigens sehr positiv in Erinnerung bleiben wird: Sowohl auf dem Weg zum Stadion als auch danach zum Bahnhof gab es ein komplett friedliches Miteinander mit den Bremer Fans. Die waren nach der Partie verständlicherweise sehr enttäuscht. Wir haben aber nur freundliche Worte gehört. So sollte das bei jedem Spiel und jedem Gegner sein. Ok. Außer vielleicht bei einem, oder zwei…

Und noch etwas hat mich beeindruckt: Das Entertainment-Programm im Stadion war wirklich unterhaltsam! Es gab ein Quiz mit Fragen, die sich auf Werder und den Club bezogen, das fand ich richtig gut. Der Moderator war richtig witzig und nahm die Unwissenheit seiner Leute auf’s Korn. Daumen hoch dafür!

Auch die Choreo gegen Rechts in der Bremer Kurve nach der Halbzeit war wirklich gut. Leider kam vom Nürnberger Gegenüber keine Reaktion. Es wäre Wert gewesen, diese Aktion wenigstens mit einem großen Applaus zu unterstützen.

Ein letztes Gesetz der Serie kann ich am Ende noch beisteuern: Wie schon bei der Partie gegen die Hertha hatten wir erneut das Glück, gemeinsam mit der Mannschaft zu reisen – diesmal auf der Heimfahrt im ICE. Schon am Gleis wurde ich von rot-schwarzen Anhängern empfangen, ganz aufgeregt: „Der Glubb fährt mit im Zug!!“ Zufällig saßen wir auch noch im gleichen Waggon. Wir mussten also nur Platz nehmen, um ganz nah an den Jungs dran zu sein, während sich auf der viereinhalbstündigen Fahrt ganze Pilgerströme durch’s Abteil schoben. Mir taten Hanno Behrens und Co. leid – ich glaube, die hätten auch gerne ihre (verdiente) Ruhe gehabt. Aber sie erfüllten brav alle Foto-Wünsche, lächelten und hörten leicht und schwer Angeheiterten geduldig zu (zumindest taten sie so). Ab und zu ging Michael Köllner durch die Reihen, um nach seinen Schützlingen zu schauen. Das fand ich echt rührig.

Was bleibt an Erkenntnissen aus diesem Spieltag? Ja, es gibt Gesetze der Serie – aber sie können durchbrochen werden! Ich bin gespannt, wie der Trainer die Mannschaft auf die 26. Minute (plus/minus eins) im kommenden Spiel gegen Hannover 96 vorbereitet. Interessant wird auch seine Aufstellung und Taktik gegen Hannover sein. Das nächste Auswärtsspiel ist gegen Dortmund. Könnte schwierig werden, mit dem Gesetz der Serie: Dann würde es ziemlich eng in deinem Auto, Andi! 😉

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