„Ihr quält euch auch zum Aufstieg“!
Kurz nach Ende der Partie gegen den FC Ingolstadt hat mir ein Freund diese Zeilen geschrieben. Und ich konnte ihm nur aus tiefstem Herzen zustimmen.
Wieder mal lagen 92 aufregende, spannende und hochemotionale Minuten hinter uns – und irgendwie wusste ich nicht so richtig, ob ich mich freuen oder ärgern sollte. Insgeheim hatte ich natürlich schon auf einen (deutlichen) Sieg gehofft, nachdem Kiel am Vortag vorgemacht hatte, wie man 4 Tore in Dresden schießt. Dass Düsseldorf in Heidenheim verlieren würde, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Mit dem Remis im Audipark sind wir nun auf diese Weise tatsächlich bis auf 2 Punkte an die Rheinländer heran gerückt, aber leider sitzt uns Kiel dafür noch ein bisschen mehr im Nacken.
Ich kann mich tatsächlich nicht daran erinnern, dass es jemals in der ersten oder zweiten Liga so knapp und spannend bis zum Schluss zugegangen ist. Das ist einerseits natürlich super, weil nicht alles so eindeutig und langweilig ist wie im Oberhaus, wo es ja nur noch darum geht, wann der Verein aus dem bayerischen Süden Meister wird und wer Relegation spielen muss.
Für die Nerven von uns Fans ist das freilich nix. Wenn das so weitergeht, muss ich Baldrian bald intravenös zu mir nehmen. Leute, ich darf mir gar nicht ausmalen, wie es wird, wenn’s am letzten Spieltag noch um ALLES geht…
Aber so weit sind wir noch nicht. Noch lange nicht. Denn unser Schneckenrennen dauert noch immer 4 Spieltage.
Zurück zur Eingangsfrage: Soll man sich nun freuen oder ärgern über das Unentschieden gegen die Oberbayern?
Eigentlich war alles bereitet für einen schönen Matchday:
- Nur eine dreiviertel Stunde Fahrt zum Auswärtsgegner, rund 4000 Glubberer unterwegs und auf Autobahnbrücken große Banner, die einen Hauch von Pokalfinale in Berlin und Gänsehaut verbreiteten. Die klare Ansage: Der FCN gehört zurück in Liga 1!
- Ein Retortenstadion mit 15.200 Plätzen auf der grünen Wiese, ein mega Sponsor, und am 30. Spieltag zum ersten Mal ein ausverkauftes Haus – natürlich wenn Nürnberg kommt.
- Beste Stimmung im Gästeblock und ganz viele Clubfans, die auf den angrenzenden Sitzblöcken Platz fanden.
- Eine Choreografie, die pure Gänsehaut und stolz machte, ein Teil von ihr sein zu dürfen.
- Ein furioser Start unserer Mann mit zwei grandiosen Torchancen. Bämm! Da geht was heute, dachte ich glücklich.
Nun ja, es ging schon was. Aber nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt und erhofft hatte. Mit zunehmender Spieldauer flachte die Partie ab, Ingolstadt gewann immer mehr die Oberhand – und die üblichen und sogar die unüblichen Verdächtigen um mich herum schimpften immer lauter. So schlimm empfand ich persönlich es nicht, also konzentrierte ich mich nur noch auf’s Singen und Klatschen und Anfeuern und versuchte auf Durchzug zu stellen.
Mich regte nur einer auf, und zwar gewaltig. Ich bin wirklich ein friedliebender Mensch, bin gegen jede Form von Gewalt, auch verbal. Aber Stefan Kutschke ist einfach ein riesen borniertes A…. Mir bizzelten richtig die Fingerspitzen vor Wut auf ihn und sein Verhalten auf dem Rasen. Und ich hab mir die ganze Zeit nur gedacht: DER darf kein Tor schießen. Alle, aber DER nicht. Zum Glück ging dieser Wunsch in Erfüllung.
Dass Adam Zrelak – und vor allem mit was für einem Hammer! – den Ausgleich geschossen hat, war nicht nur für’s Ergebnis wichtig. Vielleicht ist nun auch endlich beim Slowaken der Knoten geplatzt, wie seinerzeit bei Mikael Ishak, der ja auch etwas länger gebraucht hatte, um einzuschlagen.
Immer noch klebe ich an der Frage: Freude oder Enttäuschung über den einen Punkt? Nun, bei der Meinungsbildung habe ich mal ein bisschen in gewissen Internet-Foren gestöbert – aber bald wieder aufgegeben. Denn ich konnte feststellen: Die Meinungen sind auch da gespalten. Allerdings: Was da teilweise an Kommentaren kursiert, ist wirklich unglaublich. Unglaublich gemein, unfair, unter der Gürtellinie und beleidigend. Bei manchen Diskutanten könnte man meinen, wir kämpfen gegen den Abstieg.
Fakt ist doch: Wir stehen immer noch auf Platz 2, haben den Abstand auf Düsseldorf verkürzt, sind immer noch 2 Punkte vor Kiel und haben es in der eigenen Hand, den Aufstieg zu schaffen.
Deshalb: Wir quälen uns zwar zum Aufstieg, aber wir schaffen ihn!!