In Zeiten wie diesen, ich hatte es schon geschrieben, gibt es so viele Dinge, die wichtiger sind als Fußball, ja auch wichtiger als der Glubb. Gesundheit steht da an erster Stelle. Corona ist und bleibt wohl noch eine ganze Zeit DAS allesbeherrschende Thema und überlagert bisweilen auch mal, dass es noch andere, schwerwiegende Krankheiten und gesundheitliche Beeinträchtigungen gibt. An dieser Stelle daher: Gute Besserung, Papa! Durchhalten und optimistisch bleiben. Wir sind immer bei dir, auch wenn wir dich nicht besuchen dürfen.
Fast bin ich geneigt zu sagen: Nimm dir ein Beispiel am Club. Er kränkelt auch seit einer geraumen Zeit dahin und überraschte uns gestern Abend mit einem souveränen und schön anzuschauenden Sieg. Aber ehrlich gesagt: Der Club als Vorbild – das ist mir zu unsicher. Nächste Woche kann es schon wieder ganz anders aussehen, und da wünsche ich mir für meinen Vater schon eine dauerhafte Genesung. Für unseren Herzensverein natürlich auch, aber, genau: Es gibt wichtigeres.
Den Augenblick genießen
Allerdings spricht ja absolut nichts dagegen, den Augenblick zu genießen! Selbstverständlich ganz coronakonform haben Andi und ich gestern das Spiel unseres Lieblingsvereins gegen den VfL Osnabrück zusammen angeguckt. Fast hätten wir den Anpfiff verquatscht, aber ein bisschen aufgeregt waren wir dann doch. Zunächst erregte das modische Outfit von Co-Moderator Torsten Mattuschka allerdings unsere Aufmerksamkeit. Das Hemd von „Tusche“ – wow! Im Nachhinein kann ich nicht mehr genau sagen, ob es dessen geckiges Muster oder das erste Glas Glühwein war, das mich schwindelig machte. Aber ab dem Anpfiff war es – unser Glubb!
Schwindelgefühle mit dem Glubb
Sie spielten die Osnabrücker nicht direkt schwindlig – aber waren, in meinen Augen, hochüberlegen. Sie gingen früh auf den ballführenden Gegenspieler, schalteten schnell um, nutzen Fehler der Gastgeber, standen hinten sicher und vorne waren Manuel Schäffler und Felix Lohkemper immer gefährlich. Fabian Nürnberger, der früh für den leider verletzten Pascal Köpke ins Spiel gekommen war, nutze zudem aufmerksam und gewitzt einen Fehler des Gegners und traf aus gar nicht einfachem Winkel ins Tor. Und so stand es in der Halbzeitpause tatsächlich Dreinull für unsere Rot-Schwarzen. „Fotografier den Halbzeitstand“ rief mir Andi zu, „das haben wir schon so lange nimmer erlebt.“ (Das letzte Mal, an das ich mich erinnern kann, verdränge ich lieber… Stichwort Hannover.)
Kampfgeist und Siegeswille
In der Halbzeit erfreute dann Herr Santos (mit der Rurik-Gislason-Gedächtnisfrisur) mein Herz, bevor diesen Part wieder der Club übernahm.
Nicht ganz so souverän wie in Halbzeit eins, aber entgegen allen Unkenrufen („verspielte Führungen“, „Beim Glubb heißt des gar nix“, „Wenn’s einer schafft, des noch zu vergeigen…“ usw.) legte unser Glorreicher sogar noch nach und Schäffler belohnt sich und die Mannschaft mit seinem zweiten Tor. Bemerkenswert fand ich übrigens auch die Reaktion von Tom Krauß, als er einen Ball im Drittel der Osnabrücker ins Seitenaus blockte und sich dafür lautstark und die Faust ballend feierte. Ja! Sowas will ich sehen: Kampfgeist, Siegeswille, Ehrgeiz – auch wenn man schon hoch führt. Toll!
Hat das Bier geschmeckt, Herr Videoschiedsrichter?
Wie Sebastian Kerk noch zu seinem Tor gegen seinen ehemaligen Verein kam, darf mit fug und recht mehr als zweifelhaft genannt werden. Ob der Videoschiedsrichter wohl schon Feierabend hatte und ein Bierchen trank? Nicht anders ist zu erklären, warum dieser Elfmeter nicht nochmal überprüft wurde. Man mag sagen, beim Stand von 4:0 sei das nicht so schlimm. Wir alle wissen aber, dass es am Ende auf die Tordifferenz ankommen kann.