Er ist wieder da!
Ein Wahnsinn, oder? Hätte mir vor einem Jahr noch jemand gesagt, ich würde mir Mikael Ishak mal herbeisehnen und er wäre unser (einziger?!) Heils- respektive Torbringer, hätte ich ihn gefragt, ob er noch alle Tassen Schrank hat. Was habe ich mich gefreut, als die Aufstellung am Samstag gegen Heidenheim bekannt gegeben wurde! Ja, ich gebe zu: Die Freude war nicht nur wegen unserer Nummer 9 groß, sondern auch, weil die 7 fehlte.
Sehnlichst gewünscht und erhofft hatte ich mir den Einsatz von Mikael Ishak – aber Alter Schwede – dass er dermaßen einschlägt, hätte ich nicht zu träumen gewagt!
Was war das bitteschön für eine erste Halbzeit?! Vermutlich war ich die einzige im ganzen Stadion, die drei Minuten lang, unfähig sich zu regen, einfach nur fassungslos dastand. Fassungslos, weil ich es im wahrsten Sinne nicht fassen, nicht begreifen, nicht realisieren konnte, was da unten kurz vor 14 Uhr auf dem Platz geschah. Während um mich herum die Menschen freudetrunken durch die Ränge kugelten, schrien, die Fäuste in die Luft reckten und Bier um sich schmissen – stand ich also einfach nur bewegungslos da.
Erst als der junge Kerl hinter mir kurz nach 14 Uhr mit vier Bier in den Händen die Treppen mit hochrotem Kopf hochlief und seinen Kumpels dann ein aus tiefstem Bauch kommendes „Ihr Arschlöscher!“ zuschrie, kam wieder etwas Regung zurück. Ich musste so lachen – noch schlimmer, als einfach nur ungläubig zuzuschauen, ist, die Tore gar nicht zu sehen, weil man für seine Freunde den Biernachschub holt. Aber wenigstens das dritte Tor durfte der junge Mann erleben, und das habe ich ihm aus vollstem Herzen gegönnt. Allen Fans und vor allem der Mannschaft. Und ich konnte mich diesmal auch so richtig freuen. Zum Pausenpfiff hätte es auch schon 4 oder 5:1 für uns stehen können und wohl jeder der knapp 30.000 Zuschauer – ok, abzüglich der Heidenheimer Anhängerschaft – hätten es Ishak gegönnt, seinen famosen Einsatz noch mit einem Tor zu krönen.
Deshalb stand es beim Wiederanpfiff 3:1 – eigentlich eine sichere Bank sollte man meinen, denn wir sind ja nicht beim Eishockey. (Auch wenn drei Tore in insgesamt 34 gespielten Sekunden den Ice Tigers große Konkurrenz machen.) Dass die zweite Hälfte dann doch wieder nichts für schwache Nerven – also insbesondere für mich – wurde, lag am schnellen Anschlusstreffer der Ostalbler. Tobias Werner ersetzte Ishak, und zack, war´s vorbei mit dem Zug nach vorne. Nach dem 3:2 ging das große Zittern wieder los. Mein Nebenmann raunte mir ungefähr alle zwei Minuten zu: „Wenn wir kein Viertes schießen, machen die noch den Ausgleich!“ Ich wäre fast wahnsinnig geworden. Die Zeit zog sich hin wie drei Tage alter Kaugummi – jede einzelne Sekunde kam mir wie eine Minute vor. Ungefähr ab der 70. hab ich das Ergebnis in Kiel in Dauerschleife abgerufen. Mann oh Mann! „Warum nur tue ich mir das Woche für Woche hier an“, zuckten die Gedankenblitze durch meinen Kopf. Die Antwort konnte ich mir nach 90 Minuten selbst geben: Weil du all das Leiden nach einem Sieg wieder vergisst, weil die zerrissenen Nerven sich auf wundersame Weise wieder erholen und sich spätestens nach dem gemeinsamen Feiern mit Freunden auch die Gefühls-Akkus wieder aufgeladen haben.
Noch fünf Spieltage. Drei Punkte auf Düsseldorf. Vier auf Kiel. Neun auf Ingolstadt und Regensburg. Leute, es wird ernst!
Am Schluss noch Köllner’s Kommentar zum Match: „Nach so einer Phase endlich wieder zu gewinnen, ist immer schwer. Das Wichtigste für uns war heute, dass die Fans uns durch das ganze Spiel getragen haben. Das war ganz großer Sport. Diese Liga ist etwas ganz Kompliziertes. In der ersten Halbzeit hätten wir den Sack schon zumachen müssen. Nach der Halbzeit haben wir uns mit dem Gegentor selbst unter Zugzwang gesetzt. Heidenheim ist eine gute Mannschaft, das haben wir im Hinspiel schon erleben müssen. Die Partie war hart umkämpft. Am Ende war wichtig, wieder in die Erfolgsspur zu finden. Der Schlüssel wird am Ende sein, dass die Fans uns durch die Saison peitschen.“
Herr Köllner – an uns soll’s nicht scheitern!!