Von 100 auf Null in 17 Spieltagen
Der Vollständigkeit halber: Spieltag 17 gegen den SC Freiburg in einem Satz: Der 1. FC Nürnberg verliert sein letztes Heimspiel der Hinrunde mit Einszunull und überwintert auf dem letzten Platz der Tabelle.
Ja, was soll ich sagen? Nun ist also genau das eingetreten, was alle Pessimisten seit Wochen, manche gar seit Saisonbeginn, prophezeit haben. Wir bilden das Schlusslicht der Tabelle. Es „schon vorher gewusst“ zu haben, ist in meinen Augen nicht erstrebenswert, außer man zieht aus der Genugtuung ein gutes Gefühl für sich heraus. Man muss ja nur lange und laut genug sagen, dass der Club es nicht schaffen wird, schon gar nicht „mit dieser unerfahrenen Mannschaft“, schon gar nicht „mit diesem nicht Erstliga tauglichen Trainer“ – irgendwann tritt es schon ein.
Aber, das muss ich zugeben, auch mir fällt es in dieser Situation sehr schwer, positiv zu sein und optimistisch auf die Rückrunde zu blicken. Die Fakten sprechen eine eigene Sprache: Zum vierten Mal hintereinander haben wir zu Null gespielt – leider mit der Null auf der falschen Seite. Es will einfach keinem Rot-Schwarzen gelingen, das Leder im gegnerischen Kasten zu versenken, oder deutlich ausgedrückt: Unsere Offensive ist zu schwach. Alte Fußballer-Weisheit: Wer kein Tor schießt, kann auch kein Spiel gewinnen. Dazu noch eine schwache Abwehr (einzige Georg Margreitter ist da eine Bank) und ein Torwart, der, lasst es mich mal wohlwollend ausdrücken, bisweilen etwas unsicher daherkommt. Ihr erster Torschuss im Spiel reichte den Freiburgern, um den Ball irgendwie im Netz unterzubringen – unsere Abwehr samt Torhüter sahen dabei mehr als unglücklich aus.
Dabei waren die Breisgauer keinen Deut besser als unsere Mannschaft in meinen Augen. Aber wenn man aus sage und schreibe zwölf Ecken, immerhin gut 60 Prozent Ballbesitz und zumindest 50 Prozent gewonnenen Zweikämpfen nichts, aber auch wirklich gar nichts macht, dann steht man eben am 17. Spieltag auf Platz 18.
Während des Spiels hielt mich mein Nachbar Norbert noch gut bei Laune – er hat meine letzte Kolumne sehr ernst genommen und wirklich rührend versucht, mich aufzubauen und meinen Optimismus wieder zu beleben. Wir haben gesungen, geklatscht und angefeuert, wir haben weder die Mannschaft noch den Torwart oder den Trainer ausgepfiffen. Was soll das auch bringen? Dieser Tabellenplatz wird keinem von ihnen gefallen, wenn sie könnten (!) würden sie auch lieber die Liga an die Wand spielen und um einen EuropaLeague-Platz kämpfen, als im Tabellenkeller herumzukrebsen.
Danach kam dann doch irgendwie der große Katzenjammer. Was haben wir uns gefreut, als wir am 13. Mai zusammen mit unseren Düsseldorfer Freunden den Aufstieg gefeiert und unseren Fanclub gegründet haben! Wie aufgeregt war ich, als ich nach elf Jahren erneut das Berliner Olympiastadion betreten habe und wir alle nach dem Spiel gegen Hertha gedacht haben: Ok, verloren, aber es schaut gut aus, wir können da mitspielen.
17 Spieltage hat es gebraucht, um von 100 auf Null zu kommen.
ABER: Leute, es sind nur vier Punkte Rückstand auf den rettenden Platz 15! Hannover hat interne Probleme, Stuttgart und Augsburg sind schwach, Freiburg war auch machbar – die können wir alle mit etwas mehr Glück als wir in der Hinrunde hatten, noch hinter uns lassen! Jetzt heißt es für alle Beteiligten, für die GESAMTE CLUBFAMILIE, Arschbacken zusammenkneifen und kämpfen. Denn: Wenn wir dennoch untergehen sollten, dann doch bitte mit Anstand, mit dem Gefühl, dass wir alles für diesen Verein getan haben, dass wir uns reingehängt haben. Es geht nur GEMEINSAM.
In diesem Sinne wünsche ich Euch, liebe Leserinnen und Leser, einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches neues Jahr und bedanke mich ganz herzlich für Eure Treue, Euer Interesse und Eure Anteilnahme an meinen Wundertexten. Bis Mitte Februar müsst ihr ohne mich auskommen – haltet für mich die rot-schwarzen Fahnen mit hoch und bleibt optimistisch! 000