Spieltag 29 gegen Schalke 04 in einem Satz: Läuft. Dem 1. FC Nürnberg werden durch eine falsche Schiedsrichterentscheidung zwei Punkte gestohlen, spielt Einszueins gegen das Team aus Gelsenkirchen. Immerhin die dritte Nicht-Niederlage in Folge und einen Punkt auf Stuttgart gutgemacht. (Think positive!)
In jenem Moment in der 43. Minute hatte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht realisiert, was gerade passiert war. Erstmal wurde nur gejubelt und die Freude war wie eine Explosion. Eine erlösende Explosion. Ich wurde umarmt, gedrückt, geschüttelt, angeschrien („Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“) und bekam eine Ladung Bier ab. Bis ich feststellte: Da stimmt was nicht. Rudelbildung um den Schiri, aufgebrachte Spieler – unsere Spieler! Ratlosigkeit, und das aufkommende, leider wohlbekannte mulmige Gefühl in der Magengegend. Das schließlich bestätigt wurde: kein Tor. Verwirrung, Wut und Unverständnis. Was war passiert? Wir konnten es einfach nicht glauben. Das durfte einfach nicht wahr sein! Aber nein, das Tor zählte tatsächlich nicht. Und das, obwohl die Führung hochverdient gewesen wäre. Schalke war unglaublich schwach. Nach überschäumender Freude folgten also Frust und Unverständnis – und die sind leider gute Wegbereiter für Gedanken, die sich selbstständig machen. Denn dann läuft im Gehirn ein Film ab: Wir machen das Spiel, sind die bessere Mannschaft, uns wird ein Tor aberkannt – und vermutlich kommen die Gelsenkirchener genau ein Mal vor unseren Kasten und machen die Bude rein. Freilich passte Hanno Behrens verschossener Elfer genau in dieses Gedankenkarussell hinein.
In der Halbzeit schauten wir uns dann die besagte Szene auf dem Handy unseres Vordermanns an. Zehn Mal reicht nicht, immer und immer wieder ließen wir sie ablaufen. Und immer und immer wieder kamen wir zu dem gleichen Schluss: Das war ein astreines reguläres Tor! Oder wie mein Nachbar es ausdrückte: „Bschissn ham’s uns!“ Und natürlich fragten wir uns sofort, warum hier, bei einer so eindeutigen Sachlage, der Videoassistent nicht eingegriffen hat. Unser junger Hintermann aus Oberfranken wusste es: Der Schiri hatte schon gepfiffen, bevor der Ball im Tor war – und dann darf der VA nicht mehr eingreifen. Später sollten wir erfahren, dass dieses „bevor der Ball im Tor war“ genau 0,7 Sekunden dauerte. Nullkommasieben Sekunden. Das ist nicht mal ein Wimpernschlag. Ich habe mal spaßeshalber recherchiert, was in einer Sekunde so passiert: Der Sultan von Brunei etwa wird pro Sekunde um 90 Euro reicher, Deutschland um 1056 Euro ärmer. Zwölf Liter Sprit fließen beim Boxenstopp pro Sekunde in einen der Formel-1-Wagen, 800 Tonnen Treibhausgase werden im gleichen Zeitraum in die Atmosphäre gepustet. (Quelle: RP-online). Und ein Pfiff entscheidet in weniger als einer Sekunde über Sieg und Niederlage, oder in diesem Fall Remis.
Ich bin wahrlich kein Freund von „hätte-wäre-wenn“- oder gar irgendwelchen Verschwörungstheorien. Aber: Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir dieses wichtige Spiel gegen Schalke gewonnen hätten, hätte das Tor gezählt. Wir wären zurecht und verdient Einsnull in Führung gegangen, es hätte den Elfer nicht gegeben, den Alexander Nübel dann auch nicht hätte halten brauchen. Die Gelsenkirchener hätten keinen Stich mehr gemacht – und wir stünden nach diesem Spieltag nur noch einen Punkt entfernt vom Relegationsplatz.
Das macht mich wütend und traurig zugleich. Es wäre so einfach, in dieser Saison 2018/2019 in der Liga zu bleiben. Hannover, Stuttgart, Augsburg, Schalke – sie alle könnten längst unter uns in der Tabelle stehen. Wenn man allerdings – und das sage ich bei aller Liebe und Leidenschaft für meinen Herzensverein – 20 Spiele am Stück nicht gewinnt, keine Tore schießt bzw. zu viele in den eigenen Kasten bekommt, in den entscheidenden Partien nicht punktet – dann wird’s eben schwer. Die Mannschaft beißt und kämpft, reißt sich den Allerwertesten auf. Wenn es am Ende nicht reicht, so hat sie doch alles gegeben.
Im Gegensatz zu unserem lieben Freund Marco habe ich mich mit dem Abstieg aber trotzdem noch nicht abgefunden. Und ja, ich wiederhole es gerne: Rechnerisch ist es immer noch möglich, dass wir drinbleiben.
Aber einig sind Marco und ich uns im entscheidenden Punkt: Wir hoffen auf das Wunder! Und wären sehr gerne das i-Tüpfelchen in der Meisterschaftsfrage zu Gunsten Schwarz-gelb.
Denn: „… was auch immer passiert, wir lieben dich sowieso…“ FCN! FCN! FCN!