Still ist es geworden um die Glubb-Wundertexte.
„Schaust du den Club gar nicht mehr?“, wurde ich neulich gefragt. Nun, das schaffen weder diese vermaledeite Pandemie noch der Ruhmreiche himself. Jede Woche fiebern wir selbstverständlich vor dem Bildschirm mit: Meine Dauerkarte für’s Stadion habe ich gegen einen Platz auf Andis Sofa eingetauscht. Das Glubb-Spiel ist unser fixer Termin im Kalender – wie eben zuvor auch schon. Nur dass wir nicht auf dem Block stehen können, sondern Andis Wohnzimmer jetzt unser temporäres Stadion ist.
Dauerkarte für’s Wohnzimmer
Einen wirklichen Ersatz für das Live-Erlebnis in unserem Achteck gibt es freilich nicht – es ist aber die beste Alternative, die ich mir vorstellen kann. Wir leiden, jubeln, schreien, schimpfen und lachen nun eben nicht mehr mit Tausenden andrer Fans, sondern im ganz kleinen Kreis. Auch wenn es anfangs etwas ungwohnt war und wir uns an die Situation gewöhnen mussten. Selbst wenn unsere Rot-Schwarzen uns keine Freude bereitet haben – und das haben sie oft genug – haben wir uns davon nicht die Laune verderben lassen. Mit einem Hopfenkaltgetränk oder einem Gläschen Eierlikör lässt sich viel ertragen und es stand nie zur Debatte, ob wir den nächsten Spieltag auch wieder zusammen schauen würden.
Rituale
Schließlich will ich auch meinen neuen Lieblings-Co-Moderator Tusche nicht verpassen, der mich (und nur mich!) immer so freundlich anlächelt und durch die Wahl seiner Oberbekleidung begeistert. Und freilich haben wir auch wichtige Rituale entwickelt, um dem Spiel die richtige Wendung mit auf den Weg zu geben: Da müssen dann die Glubb-Pantoffeln und das Salli-Trikot getragen , zwei Glubb-Teelichter sowie die Einsnull-Zigarette gemeinsam mit einer Flamme angezündet werden. Abergläubisch? Nö, sind wir nicht. 😉
Da in den vergangenen Woche die rot-schwarzen Erfolgserlebnisse doch eher rar gesät waren, mussten wir unsere Rituale leider oft ändern. Für das Derby fuhren wir daher das volle Programm auf, denn Aufregung und Anspannung waren schon sehr groß. Eine Klatsche gegen die Westvorstädter, darauf habe ich nie Bock, aber in dieser (Tabellen-)Situation noch viel weniger. Doch unser Lieblingsverein ist und bleibt eine Wundertüte. Und zeigte sich beim Derby endlich mal von seiner guten, kämpferischen Seite. Natürlich war der Ausgleichstreffer in der allerletzten Minute sehr ärgerlich. Doch mit der Gesamtleistung und dem Auftritt unserer Mannschaft war ich zufrieden. Kampf, Leidenschaft, gute Spielzüge – das will ich sehen.
„Dübbisch Glubb“
Trotzdem dümpeln wir aber halt nach wie vor im unteren Tabellendrittel umher. Und so war es wichtig, an die Leistung vom Derby anzuknüpfen, um sich ein bisschen Luft zu verschaffen. Der geneigte Glubfan hat aber freilich immer im Hinterkopf (ob er nun will oder nicht), dass ein gutes Spiel beim Club gar nichts heißt. Welches Gesicht würde die Mannschaft also gegen Paderborn zeigen, war die große Frage. Nun, als ich mit meinem Vater nach der Partie telefoniert habe, war mir vorher schon klar, was er sagen würde: „Des war a mol widda dübbisch Glubb, verschieß’n an Elfmeder und der Dovedan driffd es leere Dor ned.“ Das ist natürlich nicht ganz verkehrt. Die andere Sichtweise aber ist: Wir haben verdient 2:1 gewonnen und drei Punkte geholt. Dass ich während des Spiels um gefühlt zehn Jahre gealtert bin, Nerven für 20 Spiele verloren habe und die letzte Viertelstunde auf den Crosstrainer musste, damit ich nicht rausrenne… geschenkt. Hauptsache, der Club hat gewonnen!