Corona, der Glubb und ich

Corona…

Corona. Wer hätte Anfang des Jahres gedacht, dass dies das meist ausgesprochene, geschriebene und verhasste Wort des Jahres 2020 werden würde… Um ehrlich zu sein, habe ich im Januar lediglich das Bier mit gleichem Namen damit verbunden und getrunken, als ich auf einer Heavy Metal Kreuzfahrt in den USA war. Derzeit undenkbar: (Heavy Metal) Konzerte, Kreuzfahrten, Reisen ins Ausland. Gut, auf Kreuzfahrten kann ich verzichten, deutlich schwerwiegender ist die Einschränkung der Reisefreiheit und am Schmerzhaftesten, dass es keine Konzerte gibt.

Reisen, Konzerte, Festivals und natürlich der Fußball haben bis dato einen Großteil meiner Lebensqualität ausgemacht. Spaß haben, das Leben genießen. Anfangs habe ich jedem ausgefallenen Konzert und Fußballspiel noch nachgetrauert. Aber sehr schnell haben sich dann die Prioritäten verschoben. Schließlich konnte niemand Konzerte oder Fußballspiele besuchen – und freilich gibt es deutlich Wichtigeres. Ganz oben auf der Liste: Gesundheit. Und: Respekt, Achtsamkeit den Mitmenschen gegenüber. Solidarität. Zusammenhalt. Rücksicht.

Von meinem Vater habe ich auf den Weg mitbekommen, immer positiv zu denken, nach vorne zu schauen. Er war und ist ein guter Lehrmeister, denn mir gelingt das ja sogar – im Gegensatz zu ihm – beim Glubb. (Meistens zumindest.)

Doch so langsam merke ich, wie dieses unsägliche Virus an meinen Nerven zehrt. Was ist das nur für ein Jahr? Zuletzt hat auch noch eine schlechte Nachricht die andere gejagt (Terroranschlag in Wien, Flüchtlinge in Seenot, Erdbeben in der Türkei, Wahlen in den USA usw. ) und irgendwann hatte ich dann echt mal die Schnauze voll. Ich habe zwei Tage lang jegliche Nachrichten verweigert. Das hat geholfen. Ist aber halt leider ziemlich sinnlos. Erstens passiert ja trotzdem so viel auf der Welt, und zweitens holt es einen dann eben geballt wieder ein. Das Virus ist und bleibt gefährlich, es bedroht die Menschen, es stellt das gesamte gesellschaftliche Leben auf den Kopf, es bedroht Existenzen. Da gibt es nichts zu beschönigen.

… der Glubb …

Der Fußball spielt derzeit, zumindest für mich, eine sehr untergeordnete Rolle. Das Geschehen rund um den Glubb verfolge ich zwar, aber es lässt mich auch sonderbar kalt. Vielleicht haben sich meine Nerven noch nicht richtig vom dramatischen Relegations-Showdown erholt bzw. eine Art Schutzmechanismus entwickelt, damit ich mich nicht mehr so aufregen muss.
Befremdlich empfinde ich zudem die Sonderrolle des Profifußballs in dieser Pandemie-Zeit. Die einen freuen sich, dass der Ball rollt. Die anderen ärgern sich, dass der Ball rollt. Fußball ist Kulturgut. Fußball ist aber auch ein Geschäft und Vereine sind heute mittelständische Unternehmen und Arbeitgeber für viele Menschen, nicht nur Profispieler. Wo ist aber die Verhältnismäßigkeit zu anderen Sportarten oder dem Amateur-Bereich und zu anderen Berufsgruppen – man denke an die Veranstaltungsbranche, Messebauer, Tätowierer, Künstler und so viele mehr. 

… und ich

Mich treibt gerade wahrlich nicht um, ob sich die deutsche Nationalmannschaft für die Nations League qualifiziert oder wer in der ersten Bundesliga Spitzenreiter ist. Ich frage mich: Wann werden wir zu einem einigermaßen normalen Leben zurückkehren können? Werden wir das jemals? Wird es irgendwann wieder Festivals oder Fußballspiele mit 40.000 und mehr Zuschauern geben? Wie werden sich Lockdown und Einschränkungen mittel- und langfristig auf uns, unsere Seelen, auf unser Miteinander auswirken?

Und vielleicht noch ein klitzekleinesbisschen: Wann darf ich den nächsten Aufstieg des Glubb feiern?

Aufstieg 2018
Aufstieg 2018 – Man muss sich ja noch Träume und Visionen bewahren! Auch in Corona-Zeiten…