Die Saison 2020/2021 – was bleibt hängen?
Lange habe ich überlegt, was ich über diese Saison 2020/2021 schreiben soll und kann. Was bleibt im Gedächtnis? Natürlich: Corona. Und: Lockdown. Und die Erkenntnis: Gesundheit kann man sich nicht kaufen und steht über allem. Das wussten wir alle freilich auch schon vor dem Virus – aber so deutlich ist es uns wohl als Gesamtgesellschaft noch nie vor Augen geführt worden. Keiner von uns hätte sich wohl auch nur ansatzweise vorstellen können, was Corona mit sich bringt und nach sich zieht. Vor allem: Wie lange es sich hinzieht!
Existenzangst. Abstand. Einsamkeit. Maskenpflicht. Hausstand. Inzidenz. Testzentrum. Vakzin.
Plötzlich erhielten Begriffe eine neue, eigene Bedeutung und wir lernten Wörter kennen, von denen wir vorher noch nie etwas gehört hatten. Plötzlich war so vieles verboten, das einen großen, ja einen essentiellen und sinnstiftenden Teil meines Lebens ausmachte: sich mit Freunden treffen, gemütlich in der Kneipe sitzen, auf Konzerten abtanzen, sich auf Festivals herumtreiben, verreisen – und natürlich: den Glubb unterstützen! Bei jedem Heimspiel in der Nordkurve, bei möglichst vielen Auswärtsfahrten. Zusammen jubeln, schimpfen, lachen, weinen, schreien, singen, klatschen, sich in den Armen liegen.
Der Glubb als Anker
Corona brachte also die Erkenntnis: Es gibt so viel Wichtigeres als Fußball. Und trotzdem, auch wenn es befremdlich klingen mag, waren die Spiele des Glubb so etwas wie ein Anker in meinem Corona-Leben. Denn ich hatte das große Glück, fast jede Partie mit und bei meinem guten Freund Andi schauen zu dürfen. Den Club im TV, ohne Zuschauer, mit größtenteils sehr merkwürdigen Kommentatoren (ich konnte mit der Zeit schon genau vorhersagen, wann das Wort „Ingolstadt“ das erste Mal fallen würde…) zu verfolgen, war zunächst schon gewöhnungsbedürftig. Aber wir haben uns arrangiert. Mehr noch: Wir waren tatsächlich mit voller Leidenschaft dabei! Die Nachbarn konnten mit Sicherheit hören, wann der FCN ein Tor geschossen (oder einen Gegentreffer kassiert), wann Dovedan mal wieder das leere Tor nicht getroffen, Mühl nur auf den Rasen anstatt auf seine Mitspieler oder den Ball geguckt, Schäffler sich grandios gegen seinen Gegner durchgesetzt oder der junge Shuranov souverän und sehenswert eingenetzt hat.
Und natürlich war ich immer glücklich, wenn mein neuer Lieblings-Co-Moderator da war: Tusche.
Wir haben Rituale eingeführt und weiterentwickelt (Club-Schlappen tragen, die Zigaretten zum Anpfiff von EINER Flamme anzünden, den Kaffee im Club-Becher trinken, Windlichter anzünden, vor dem Spieltag am Ring drehen, am Spieltag auf den Silberbuck laufen, Salli-Trikot anziehen…). Bevor jemand auf die Idee kommt: Nein, wir sind freilich nicht abergläubisch! 😉
Ein versöhnlicher Abschluss
Man könnte jetzt den Eindruck gewinnen, Fußball war nur Nebensache. Nein. Für 90 + x Minuten an jedem Spieltag definitiv nicht. Wir mussten uns oft ärgern, wurden überrascht, konnten uns freuen – wie immer halt! 😉 Dass wir mit dem Aufstieg nichts zu tun haben würden, war ja relativ schnell klar. Aber dass es nach unten hin wieder knapp werden könnte, damit hatte ich zumindest nicht gerechnet. Letztendlich können wir – den gesamten Saisonverlauf betrachtet – mit Platz 11 zufrieden sein und die Entwicklung in den letzten Spielen stimmt doch zuversichtlich für die nächste Spielzeit. In einer zweiten Liga, die noch nie so interessant gewesen sein dürfte. (Zumal alle nicht ganz so beliebten Mannschaften eine Etage höher spielen… ;-))
Bleibt mir an dieser Stelle nur, mich für Eure Treue zu den rot-schwarzen Wundertexten zu bedanken – ich hoffe sehr, dass es in der kommenden Saison wieder möglich sein wird, ins Stadion zu gehen und ich diese Kolumne auch wieder öfter mit Live-Erlebnissen bestücken kann. Bleibt gesund, optimistisch und leidensfähig!