Reduzieren auf das Wesentliche
Karla Köhler kombiniert moderne Medien und Zeichnungen
Ihre Werke sind echte Hingucker. Auch wenn sie, oberflächlich betrachtet, „nur“ aus Linien auf meist farbigem Untergrund bestehen. Architektur ist das Thema von Karla Köhler, das sie durch starkes Reduzieren und mithilfe moderner Technik, einem klaren Blick für Strukturen und Linien sowie einer wunderbaren Leichtigkeit in ihren Bildern aufgreift (#kunstkeller_ auf Instagram).
Der Weg zu der professionellen Künstlerin von heute …
… hat allerdings ganz woanders begonnen. Auch wenn sie schon als Kind viel gemalt hat. „Mir war sehr früh klar, dass ich Künstlerin bin“, blickt die 46-Jährige zurück. Doch nach der Schule lernte sie zunächst „was Gscheits“: Sie zog von Oberfranken nach Nürnberg, um dort Wirtschaftspädagogik zu studieren. „Doch ich merkte nach dem Abschluss, dass mir die Kunst sehr fehlte“, erzählt Köhler.
Sie bewarb sich an der Akademie der Bildenden Künste
und wurde 2005 aufgenommen. Zunächst studierte sie freie Malerei, wechselte dann zur Bildhauerei. „Ich habe viele Stile ausprobiert, doch irgendwie zog es mich immer wieder zur Architektur hin“, beschreibt Köhler. Hochhäuser, Silhouetten, Skylines in reduzierter, schnörkelloser Form zu Papier bringen – das faszinierte sie. Zudem, sagt sie, habe sie das Glück gehabt, dass während ihrer Akademiezeit die Digitalwerkstatt mit Lasern und 3D-Druckern aufgebaut wurde. Sie wollte mit einer Zeichnung gerne länger arbeiten: „Und dazu gab mir die Technik die ideale Möglichkeit.“ Ihre ganz eigene, unverwechselbare Kombination aus moderner Technik und Zeichnung hat sie mittlerweile so perfektioniert, dass man ihre Werke sofort als ihre erkennt.
Wie sie das schafft?
Kurz gefasst überträgt Köhler ihre Ursprungszeichnungen, die zumeist draußen entstehen oder die sie von Fotos abbildet, in eine Datei mit Vektorgrafiken. Per Laser-Drucker brennt sie im FabLab Region Nürnberg e.V. die Struktur auf Holz- oder Acrylglas-platten, schneidet sie aus und kann sie so, auch in unterschiedlichen Größen, vervielfältigen.
In ihrem Atelier im Defethaus erfolgt der „Zusammenbau“:
Sie legt die Stege auf Leinwände, spürt dem Gefühl nach, das sie bei der Entstehung der Zeichnung hatte, und entscheidet, welche Farbe sie erhalten. „Dann mache ich die Tür zu, höre Bon Jovi, Sunrise Avenue oder Hörspiele, male und bringe beides zusammen“, beschreibt sie den Schaffensprozess. Eine kleine Reise unternehmen ihre Werke also, bis sie fertig sind. Anzusehen ist ihnen das nicht: Sie kommen mit einer beschwingten Leichtigkeit daher.
Ein Lieblingsmotiv …
… hat Köhler nicht. „Ich liebe alle“, sagt sie lächelnd. „Aber eine besondere Verbindung habe ich zum Beispiel zur Sigena, der Golden Gate Bridge oder dem Nürnberg-Motiv, das ist sehr beliebt und freut mich natürlich sehr.“ Und was fehlt ihr noch? „London zum Beispiel, Frankfurt oder der Nürnberger Fernsehturm“, überlegt sie und lacht: „Aber ich habe noch so viele Ideen und Fotos zuhause, ich müsste mich mal acht Wochen einsperren, um alle abzuarbeiten.“ Was ihr noch wichtig ist: „Menschen sollen auch für kleines Geld an Kunst kommen können.“ Deshalb entwickelte sie eine charmante wie nostalgische Idee: ihre Kunstautomaten. Für 50 Cent bis zwei Euro kann man sich ihre Werke im Miniformat aus den alten Kaugummi-Automaten ziehen. Tolle Sache!