Fisch schwimmt. Vogel fliegt. Mensch läuft.
Es gibt ja zahlreiche Gründe, warum jemand läuft.
Fisch schwimmt. Vogel fliegt. Mensch läuft.
So hat es kurz und knackig Emil Zátopek, einer der besten Läufer seiner Zeit, zusammengefasst.
Was kaum jemand weiß: Es sprach eigentlich alles gegen seine sportliche Karriere. Seine Eltern verschmähten Sport, zu seinem ersten Wettkampf musste er gezwungen werden. Danach verspotteten ihn die Zuschauer. Und die Trainer sagten, er mache alles falsch. Trotzdem wurde er zum vierfachen Olympiasieger.
Zátopek Geheimrezept: die Liebe zum Laufen und unbändiger Trainingswille. Damit glich er nicht nur mangelndes Talent aus, er revolutionierte auch das Trainingssystem. Statt langer, langsamer Läufe absolvierte er Tempoläufe auf kurze Strecken in einem mörderischen Tempo. Immer wieder setzte er 400-Meter-Sprints an, bis zu 90 Mal (!) hintereinander. Seine Idee: Ein hartes Training soll den Lauf im echten Wettkampf möglichst einfach erscheinen lassen. Daher fuhr er zum Beispiel im Winter das volle Abhärtungsprogramm: lange Läufe nachts durch den Schnee – in Militärstiefeln. Zátopek probierte es auch mit Läufen, bei denen er die Luft so lange wie möglich anhielt, oder mit eiskalten Duschen nach hartem Training. Manchmal fällt er dabei in Ohnmacht.
Mindestens genauso eigenwillig war auch Zátopeks Laufstil: „Das abscheulichste Horrorspektakel seit Frankenstein“ oder „Er sieht aus, als ob man ihm gerade das Herz durchstoßen hätte“, titelte die Presse unter anderem.
Zátopek lief nicht – er pflügte über die Bahn. Ballte die Fäuste, ruderte wild mit den Armen, sein Oberkörper zuckte, die Zunge streckte er heraus und obendrein gab er pfeifende Geräusche von sich. US-Leichtathletik-Trainer Larry Snider meinte bei seinem Anblick fassungslos: „Er macht alles falsch, aber er gewinnt.“
Doch Zátopek pfiff auf die Kritik. Fragen nach seinem ungewöhnlichen Laufstil beantwortete er mit Sprüchen wie: „Wir sind ja nicht beim Eiskunstlaufen.“ Und fügte oft mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich bin einfach nicht talentiert genug, um beim Laufen noch zu lächeln.“ Das tat er dafür nach den Läufen.