…die Sommerpause zieht sich wie Kaugummi.
Dass die fußballfreie – oder besser: glubbfreie – Zeit dieses Jahr noch länger ist, hat ja seine Gründe. Manchmal muss ich mich tatsächlich selber kneifen und mir sagen: Ja! Wir haben es tatsächlich geschafft – wir sind wieder erstklassig! Juhu!
Natürlich habe ich mir den ersten Kicker nach dem letzten Spieltag gekauft: Der Club in der Rubrik „1. Bundesliga“. Den heb ich mir auf.
Ein bisschen ist alles noch wie ein Traum, als hätte ich die letzte Saison in Trance erlebt. Die Aufregung wird richtig kommen, wenn Ende Juni (endlich!) der Spielplan für die neue Saison rauskommt und es schwarz auf weiß geschrieben steht, wann wir gegen Borussia Dortmund, die Single-Gewinner der letzten Spielzeit oder Werder Bremen spielen. Und wann wir auf unsere Mitaufsteiger aus Düsseldorf treffen.
Ihr merkt schon: Der Fußball fehlt mir. Die ganz Korrekten werden jetzt sagen: Es ist doch Fußball, schließlich findet gerade die Weltmeisterschaft in Russland statt. Ja. Und ich gebe auch zu, dass ich mir relativ viele Spiele ansehe.
Eigentlich wollte ich die WM komplett boykottieren. Gründe dafür gibt es leider zur Genüge. Stichwort FIFA-Machenschaften. Stichwort Russland (angefangen bei der Unterdrückung der Oppositionellen über die Rolle im Syrien-Krieg bis hin zum Doping-System im russischen Sport). Man stelle sich vor: Für einen ARD-Journalisten ist es aufgrund seiner Berichterstattung im Jahr 2018 zu gefährlich, nach Russland zu reisen! Wahnsinn!
Dazu kommt noch: Diese „Mannschaft“ ist nicht „meine Mannschaft“, will sagen: Mein Herz gehört dem Glubb. Warum sollte ich jetzt Müller, Neuer oder gar Werner zujubeln oder sie anfeuern, wenn ich sie in der kommenden Saison garantiert auf jeden Fall gnadenlos auspfeifen (und vielleicht auch beschimpfen) werde? Da bin ich einfach zu wenig national eingestellt.
Aber wie gesagt: Ich gucke trotzdem. Zum einen, weil WM immer noch besser ist als gar kein Fußball. Weil es durchaus sehr interessante und sehenswerte Partien gibt, mit tollem Fußball, mit überraschendem Ausgang. Zum anderen, weil – Achtung, Totschlagargument – meinen Boykott eh niemand bemerken und er schon gleich gar nichts bewirken würde. (Eine ganze Reihe exzellenter bedenkenswerter Ausführungen, warum es eine hehre Idee ist, die WM zu boykottieren, liefert der Autor Christian Spiller in diesem Artikel bei „Zeit online“: https://www.zeit.de/sport/2018-06/wm-boykott-contra-russland)
Für mich persönlich gibt es noch einen weiteren Grund, der mit einem einzigen Wort, eigentlich nur einem Ausruf, erklärt ist: Huh! Seit ich als Jugendliche das erste Island-Pony gesehen hatte, war es mein Traum, dieses wilde, raue, unbezähmbare Land zu bereisen. Vor drei Jahren erst konnte ich mir diesen Traum erfüllen und seitdem lässt mich dieser Flecken Erde zwischen Feuer und Wasser erstrecht nicht mehr los. Dass nun auch die Fußballer seit der letzten EM für Furore sorgen, ist eine schöne Begleiterscheinung und macht für mich die WM sehenswerter. (Von den negativen Auswirkungen dieses Hypes um die Isländer will ich an dieser Stelle nicht sprechen – es würde den Rahmen sprengen.)
Aber es hilft alles nichts: Mir fehlt hald mei Glubb. Bis zum ersten Testspiel in Erlangen sind es noch fast drei Wochen! Bis es richtig ernst wird und wir in die erste Pokalrunde starten… ich mag es gar nicht ausrechnen.
Denke ich an die neue Saison, schlägt mein Herz schon jetzt mit leicht erhöhter Frequenz. Was wird die anstehende Saison bringen? Welche personellen Verstärkungen wird es noch geben, wer geht weg? Wie werden wir uns im Oberhaus schlagen, wo werden wir am Ende stehen? Können wir mithalten oder wird es ein stetiger Kampf gegen den Abstieg?
Die Erfahrung lehrt uns: Ohne Zittern ging es eigentlich in so gut wie keiner Erstliga-Saison bei unserem Herzensverein. Die Kluft zwischen Abstieg und Europa ist für uns Franken nicht groß genug, als dass wir nicht an einem der 34 Spieltage mal daran kratzen könnten. Club-Fan sein, heißt leiden können. Und ich freu mich so drauf!!!