Spieltag 25 im Kurzüberblick:
Gegner: Hannover 96
Ergebnis: 0:3
Gefühlslage nach dem Match: blankes Entsetzen und Wut
Der Song zum Spiel: „I hope you rot“ (Parkway Drive)
Ich kann mich nicht erinnern, wann es mir das letzte Mal so schwergefallen ist, diese Kolumne zu schreiben. Derzeit stürzen so viele Sachen auf uns ein, dass Fußball eigentlich das unwichtigste Thema ist. Und auch wieder nicht. Der Glubb ist nunmal mein Herzensverein und gehört zu meinem Leben wie essen und trinken.
Es war ein sehr seltsamer Spieltag, dieser Freitag. Bei einem vorherigen Interview-Termin saß mir ein recht netter Stuttgart-Fan gegenüber, der, als er meinen Club-Schal sah, mitleidig sagte: „Oh, Sie sind auch so eine Leidgeprüfte.“ Ja, bin ich. Auf dem Weg zum Wanner sprach mich tatsächlich am Hauptbahnhof ein älteres Ehepaar an, ob heute der Club spiele – und wo denn. Sachen gibt’s. Im Wanner machte sich dann überfallartig eine große Aufregung in mir breit. Plötzlich kam das Bauchkribbeln, das flaue Gefühl, das leichte Zittern der Hände. Nervös stieg ich die Treppen zu meinem Block hoch – und wie immer beim ersten Blick ins Innere unseres Achtecks ging mir dann endlich das Herz auf. Ich freute mich auf das Spiel. Heute packen wir’s, war ich mir sicher.
Nun, das Ergebnis ist bekannt, und auch wie es zustande kam. Es waren schier unendlich lange letzte 20 Minuten. Nicht wie sonst, weil man zittern und bibbern musste, ob der Glubb ein Ergebnis halten oder verteidigen kann. Nein, es war einfach furchtbar anzusehen, was uns da auf dem Spielfeld geboten wurde. Erstaunlich, wie langsam Zeit vergehen kann. Es war eine einzige Quälerei, der Schlusspfiff eine Erlösung, die keine Erlösung brachte, sondern blankes Entsetzen und eine nicht wirklich greifbare Ratlosigkeit.
Dabei wussten wir zu diesem Zeitpunkt weder, dass dies wohl das letzte Spiel für einige Wochen sein würde, das wir als Zuschauer im Stadion verfolgen dürfen. Noch von den Morddrohungen gegen Hanno Behrens und Lukas Mühl.
Ich bin bis heute sprachlos und finde keine Worte, die mein Entsetzen, meine Wut, meine Abscheu und Ekel vor Menschen, die so etwas tun, auch nur annähernd treffen würden. Was geht in solchen Köpfen vor? Ich will es eigentlich gar nicht wissen. Es ist einfach nur krank.
Als ob wir mit Corona, Flüchtlingskrise oder dem Thema DFB nicht schon genug Belastungen ertragen müssten. Um dem Spieltag aber wenigstens noch ein bisschen was Positives abzugewinnen, möchte ich den Hannoveraner Fans noch ein Lob aussprechen: Sie hielten ein Spruchband hoch, auf dem „Für immer Max-Morlock-Stadion“ stand. Dank und Respekt dafür!
Ob wir diese Saison noch ein Spiel unseres Gubb live im Stadion mitverfolgen werden dürfen? Im Moment schaut es nicht so aus. Mir blutet das Herz. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll.