Spieltag 26 im Kurzüberblick:
Gegner: FC St. Pauli
Ergebnis: 1:0
Gefühlslage nach dem Match: Resignation
Der Song zum Spiel: Die Legende lebt
„Nichts ist beständiger als der Wandel.“ Ob diese Weisheit nun vom Griechen Heraklit oder dem Engländer Charles Darwin stammt – beide Herren kannten unseren Glubb nicht. In dieser verrückten Corona-Zeit, in der alles anders ist, in der ein Virus unser gesamtes Leben mal eben für Wochen und Monate, vielleicht sogar Jahre, auf den Kopf stellt, in der sich alles verändert…ja, in dieser Zeit gibt es dennoch eine Konstante. Genau: unsern Herzensverein, den ruhmreichen 1. FC Nürnberg.
Eigentlich ist damit schon alles zu diesem 26. Spieltag gesagt. Der Club verliert nach einer wirklich guten ersten Halbzeit das Match mit Einszunull gegen den FC St. Pauli. Rote Karte für Torwart Christian Mathenia, individuelle Fehler und natürlich ein sehr spätes Tor inklusive. Volles Programm. Wie immer.
Nicht wie immer waren freilich die Umstände des Spiels. In den letzten Wochen habe ich den Club einerseits vermisst. Andererseits war das Leben so geprägt von Covid-19, dass der Fußball ganz klar in seiner Priorität sehr weit nach unten gerutscht ist. Zudem musste man ja nicht das Gefühl haben, etwas zu verpassen, weil einfach nichts stattfand. Dass der Ball nun wieder rollt, war und ist mehr als umstritten – und auch ich bin nicht dafür gewesen. Fußball ohne Zuschauer? Der Club ohne mich? Das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen.
Unter dem Titel „Geisterspiele sind keine Lösung“ hatte der bundesweite Fanszenen-Deutschland-Zusammenschluss bereits Mitte April eine Stellungnahme abgegeben und einen Forderungskatalog erstellt. Die Fanszenen kritisieren die Abhängigkeiten der Vereine von den Fernsehgeldern und fordern grundlegende Reformen. Sie plädieren für eine gerechtere Verteilung der Gelder, um die Solidarität zwischen größeren und kleineren Vereinen zu stärken, und zwar nicht nur der Bundesliga-Vereine, sondern auch mit den Dritt- und Regionalligisten, da dort die Abhängigkeit von den Zuschauereinnahmen noch viel größer sei. Und die bleiben bei leeren Rängen natürlich aus. Das komplette Statement gibt es hier:
Man muss dem nicht komplett zustimmen, aber es ist ein nachdenkenswerter Beitrag.
Sei’s drum: Die Forderungen sind verhallt, der Liga-Betrieb läuft wieder. Wenn man seinen Herzensverein verfolgen will, ist man auf’s Radio, einen Live-Ticker oder eben darauf angewiesen, sich ein Ticket bei dem Bezahlsender zu holen, der das Match überträgt. In unserem Fanclub war sich die überwiegende Mehrzahl der Mitglieder schnell einig: Dem TV-Sender werfen wir aus Prinzip kein Geld in den Rachen! Vom Verstand her bin ich da völlig dabei. Aber das rot-schwarze Herz… Was soll ich sagen, ich habe es einfach nicht ausgehalten, zuhause zu sitzen und das Spiel NICHT zu sehen. Ich habe es getan, ich habe mir so ein Ticket gezogen. Und ja, ich habe ein schlechtes Gewissen. Nein, es ging mir nicht gut damit. Aber ich habe es trotzdem getan.
Und ich war tatsächlich sehr aufgeregt. Bin schon eine Stunde vor Anpfiff im Wohnzimmer auf- und abgetigert und habe die ersten 45 Minuten stehend verfolgt. In der zweiten Hälfte habe ich meinen Sitzplatz eingenommen – und es war gut, dass ich saß. „Das Geld und die Nerven hättest du dir sparen können, es handelt sich hier schließlich um den Glubb“, mag so mancher mir zurufen wollen. Unser Glubb – ein Fels in wilder Brandung. In Zeiten wie diesen bekommt die Liedzeile eine ganz eigene Bedeutung… Ich konzentriere mich dann lieber auf diese Zeile:
Die Legende lebt,
wenn auch die Zeit vergeht.
Unser Club,
der bleibt besteh’n!
Die Legende lebt,
wenn auch der Wind sich dreht.
Unser Club
wird niemals untergeh’n!