Spieltag 5 im Kurzüberblick:
Gegner: FC Heidenheim
Ergebnis: 2:2
Gefühlslage nach dem Match: brutal enttäuscht
Der Song zum Spiel: Takes Seconds To Fall (Fury in the Slaughterhouse)
Zwischen „100-prozentig siegessicher“ und „grenzenlos enttäuscht“ liegen manchmal nur Minuten. Wir Clubfans können da aus jahrelanger leidvoller Erfahrung mitreden. Aus diesem Grund bin ich mit positiven Prognosen und unbeschwertem Jubel während eines Clubspiels auch grundsätzlich vorsichtig und zurückhaltend.
Zehn Minuten nach Anpfiff sahen Michi und ich uns staunend an. Ist das echt unser Glubb, der da spielt? Fußball spielt? Wenn sie gut anfangen, ist das kein gutes Zeichen, das bleibt nicht so, raunten wir uns wissend nickend zu. Manchmal sind wir halt doch die Töchter unserer typisch fränkischen Väter…
Als das Einsnull fiel, lagen wir uns freudetaumelnd in den Armen. Jubelten. Klatschten unsere Nachbarn ab. Und stimmten glücklich „Franconia fantastica“ an. Bis wir merkten, dass irgendwas nicht stimmte. Warum erfolgte kein Anstoß durch den Gegner an der Mittellinie? Ich brauchte einige Augenblicke, um zu realisieren, warum die Kurve „Ihr macht unsern Sport kaputt“ herausschrie: Videobeweis. Und natürlich: kein Tor. Leckomio!
Das zweite Einsnull nahm ich dann völlig regungs- und emotionslos hin. Ich traute erst mich zu freuen, als der Anstoß erfolgt war. Danke für nichts, DFB!
Angesichts der Leistung unserer rot-schwarzen Mannen auf dem Feld verblasste die Wut zum Glück ziemlich schnell wieder und ich konnte das Spiel tatsächlich genießen und mich daran erfreuen. Ja, mehr noch: Es stellte sich ein Gefühl der Zuversicht, fast schon von Stolz auf unsere Jungs ein. Es machte einfach Spaß, unserem Team zuzuschauen. Da wurde kombiniert und der Ball durch die Reihen zirkuliert, ja, so wollen wir das sehen. Lediglich die Chancenverwertung ließ etwas zu wünschen übrig.
Nach dem fulminanten Zweinull in der 70. Minute durch Johannes Geis breitete sich in mir sogar ein lange nicht gekannte innere Ruhe aus. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt nach einer Führung des Club so sicher war, dass wir die Partie siegreich nach Hause schaukeln würden.
Das Gefühl hielt bis zur 82. Minute an. Dann machte es „batsch batsch“ und es war ruhig im Stadion. In weniger als 120 Sekunden brachte sich die Mannschaft um den Lohn für ein engagiertes, begeisterndes Fußballspiel. Am Ende, ich gebe es zu, war ich froh, dass die Heidenheimer nicht noch das Siegtor geschossen hatten. Wie konnte das nur passieren?
Freilich ist es kein Trost, dass die Westvorstädter Ähnliches an diesem Spieltag schafften. Dass Hertha zwei Tore schoss und doch 3:0 verlor. Dass die Millionentruppe aus Dortmund gegen den Underdog Union Berlin verlor. Nein, natürlich tröstet das alles nicht. Aber es zeigt: Der Club ist KEIN Depp, so wie es jetzt wieder allenthalben zu hören und zu lesen ist.
Wenn Behrens, Frey, Hack und co. die nächsten 29 Partien mit dieser Entschlossenheit, diesem Engagement und dieser Spielfreude aus den ersten 81 Minuten angehen und ihre Konzentration bis zum Abpfiff aufrecht halten, dann ist mir nicht bange in dieser Saison.
Diesmal zitiere ich gerne unseren Kapitän Hanno Behrens: „Das war heute eine gute Leistung – bis zur 80. Minute. Wir haben nahezu gar nichts zugelassen, müssen ansonsten das Dritte noch nachlegen. Es ist bitter, dass wir durch zwei Halbchancen des Gegners noch zwei Tore bekommen. Wenn wir 2:0 führen, dürfen wir das nicht mehr aus der Hand geben. Das müssen wir analysieren. Jetzt im Moment tut es sehr weh, vor allem nach so einer Leistung.“