Spieltag 9 im Kurzüberblick:
Gegner: FC St. Pauli
Ergebnis: 1:1
Gefühlslage: undefinierbar mit leichtem Überhang zur Erleichterung
Der Song zum Spiel: Eins, zwei oder drei? Ihr müsst euch entscheiden….
Nach der Partie gegen St. Pauli traf ich im Wanner zufällig einen Leser dieser Kolumne. Was ich über das Spiel denn schreiben würde, fragte er mich, als wir da so am Tresen anstanden. Ich gab ihm eine ehrliche Antwort: „Keine Ahnung.“
Im Grunde weiß ich es auch noch nicht wirklich, nachdem ich zwei Nächte darüber geschlafen habe. Vor der Partie hatte ich wie bereits beim letzten Spieltag so ein wurschtiges Gefühl – diesmal kannte ich es zumindest schon. Trotzdem fühlte es sich an wie etwas, das im Magen quer liegt.
Als ich dann allerdings mit Norbert und Ulf auf unserem Block war, stellte sich doch ein kleiner Anflug von Aufregung und Vorfreude auf das Spiel ein. Wir hielten bei der Legende stolz unsere nagelneuen und wunderschönen Fanclub-Schals nach oben und sangen voller Inbrunst mit. Dass Ulf nach knapp 20 Minuten bereits wie versteinert dastand, lag am bis dahin doch recht passiven Auftritt der Rot-Schwarzen.
Richtig wach wurden sowohl die Akteure auf dem Platz als auch das gesamte Nürnberger Publikum erst beim ersten Tor. Für Pauli. Ich muss zugeben: Auf den Linienschiedsrichter achte ich nicht immer so genau, aber ausgerechnet diesmal schon. Er hob mit eindeutiger Pose die Fahne und zeigte eine Abseitsposition an. Ich atmete erleichtert aus: Für mich war die Situation damit klar und bereinigt. Völlig konsterniert und für mich gänzlich unverständlich hantierte der Schiri dann an seinem Knopf im Ohr herum und diskutierte mit einem unserer Spieler. Und zeigte plötzlich auf den Mittelkreis. Anstoß. Tor für Pauli. Wahnsinn.
Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer und in den diversen Fachzeitschriften und -foren war die Erklärung schnell gefunden und für „regelkonform“ befunden worden. Merke also: Entscheidend ist der Pfiff des Schiedsrichters.
Als ob das Leben als Clubfan nicht schon aufregend genug wäre, braucht es solche (vermeintlichen) Fehlentscheidungen nicht auch noch. Egal, ob es nun regelkonform war oder nicht, Fakt ist: Diese Videoschiedsrichter-Entscheidungen aus dem Kölner Keller machen unseren Sport kaputt. Sie ersticken die Stimmung im Keim – denn freuen kann man sich nicht mehr, wenn ein Tor fällt (oder eben nicht fällt), weil dieses Damoklesschwert immer über der Kurve und dem ganzen Spiel schwebt.
Nun ja, zumindest war der Adrenalinspiegel nach dieser Situation und dem Nulleins für Pauli bis zum Anschlag hoch. Und wohl auch bei den Spielern. Denn ich hatte den Eindruck, dass nun auch sie in Wallung gerieten, wütend und entsprechend resolut weitermachten. Der Ausgleich, wenn auch erst kurz nach der Halbzeitpause, war nur eine Frage der Zeit. Überhaupt entwickelte sich ein munteres Hin- und Her in den zweiten 45 Minuten, zumindest meinem Empfinden nach. Unsere Spieler kreierten (schönes neues Modewort im Sport…) viele Chancen. Einziges Manko: Himmelmann. Der Keeper der Paulianer hielt alles. Auch die Hamburger hatten noch ihre Tormöglichkeiten – die gefährlichste vereitelte Mathenia in der zweiten Nachspielminute. Leider zu einem sehr hohen Preis, wie wir jetzt wissen.
Die Reaktionen auf das Spiel waren so unterschiedlich wie selten. Während Ulf schon während der Partie wie ein HB-Männchen wütend hin und her sprang ob der vertanen Chancen, war ich eigentlich ganz froh, dass wir am Ende nicht noch als Verlierer vom Platz gingen. Für Winni hingegen war es eines der schlimmsten Spiele dieser Saison, wie er mir danach sagte. „Die blöde Schickeria-Fahne in der Pauli-Kurve, wieder kein Sieg und auch noch die Verletzung von Mathenia – viel schlimmer konnte es nicht kommen.“
Und ihr so? Eins (Ulf), zwei (Winni) oder drei (Wundertexterin)? Ihr müsst euch entscheiden, drei Felder (Meinungen) sind frei! 😉