Spieltag 4 im Kurzüberblick:
Gegner: VfL Osnabrück
Ergebnis: 1:0
Gefühlslage nach dem Match: erleichtert
Der Song zum Spiel: Nothing else matters (Metallica)
Ich traue es mich ja kaum zu sagen, aber ich habe tatsächlich nach dem Ausfall beim ersten Heimspiel gegen den HSV auch die folgenden zwei Partien unseres Glorreichen verpasst. Freilich gibt es nicht viele Gründe, nicht zum Glubb zu gehen. Neben Krankheit oder Urlaub kann das bei mir nur die Musik sein.
Letzte Woche während des Auswärtsspiels standen Stefan, Klaus und ich also auf einem staubigen ehemaligen Flugfeld in der Nähe von Dinkelsbühl und lauschten eine Band namens „Rotting Christ“, während sich unser Glubb in Sandhausen abkämpfte. Das schaut dann natürlich für Außenstehende etwas seltsam aus: Drei Personen stehen nebeneinander, schauen statt auf die Bühne auf ihre Handys und wischen im 5-Sekunden-Takt über das Display zum Aktualisieren. Zur Halbzeit war meine Laune dann ermaßen im Keller, dass ich mich gezwungen habe, das Handy in die Tasche zu packen und erst gegen Ende der zweiten Halbzeit wieder herauszuholen. Nach kurzzeitiger Erleichterung über den Ausgleich, ploppte aber dann die Zahl „3“ auf der falschen Seite auf. Nicht wahr, oder? „Napalm Death“ kamen zur rechten Zeit, um den Frust abzubauen. Die Zeiten, wo ein Wochenende „kaputt“ war nach einer Club-Niederlage, sind aber zum Glück vorbei, so dass ich den Rest des Festivals noch sehr gut und ausgiebig genießen konnte.
Der Vorteil, wenn man vom Spiel nichts mitbekommt: Man muss (und kann) auch nicht mitreden. Weitgehend habe ich es zudem auch geschafft, die vielen „kompetenten“ Kommentare in den diversen Foren und den Social-Media-Kanälen zu umschiffen. Manchmal reichen allerdings leider ein überfliegender Blick oder eine Überschrift: Klaro, der Trainer muss weg. Die Mannschaft steigt ab. Alles Dilettanten und Unfähige im Verein. Ich habe vor Kurzem einen Kommentar in einem Forum gelesen, dem ich mich nur anschließen kann:
„Ich würde mir ja wünschen, dass es mal ein Verein wagt, dass die Fans ein Jahr lang über Spieler, Trainer, Aufstellung und Taktik per demokratischer Abstimmung entscheiden dürfen. So viele Profis wie im Internet lautstark ihre Meinung äußern…. Da müsste der Verein ja in einem Jahr, spätestens in zwei, selbst die Champions League komplett dominieren. Die Personen, die schon jahrelang in ihren Jobs arbeiten, mit Spielern verhandeln, andere Spieler scouten, fünfmal die Woche mit ihnen trainieren und nicht zu vergessen, die Spieler die am Wochenende auf dem Platz stehen, haben ja eh keine Ahnung. Die Leute, die zuhause auf Transfermarkt.de die Spieler studieren, die an der PlayStation dank ihrer grandiosen Taktik mit einem „Billigteam“ die Meisterschaft ins Wohnzimmer holen, diejenigen die nach sieben Seidla vorm Fernseher beim Spiel einschlafen… die sollten in Zukunft die Entscheidungen treffen. Die kennen sich doch viel besser aus als alle Funktionäre, Trainer und Vorstände, die schon jahrelang Erfahrung auf ihrem Gebiet haben.“ (Philip Sais, 6. August, Facebook-Gruppe)
Um es klarzustellen: Selbstverständlich kann/darf/soll jeder seine Meinung frei äußern, das Recht der freien Meinungsäußerung ist eines der wichtigsten, das in unserem Grundgesetz verankert ist. Gott sei Dank! Dennoch geht es dabei auch um das „wie“ und um den Respekt seinen Mitmenschen gegenüber. Als anonymer Clown im Netz ist es natürlich ein Leichtes, andere verbal anzugreifen, zu verletzen, zu beschimpfen, zu verunglimpfen, zu bedrohen. Von Angesicht zu Angesicht, mit Klarname versehen, sähe das Ganze schon anders aus. Wenn dann der Tonfall noch stimmen würde und eine sachliche Argumentation ohne Polemik und/oder zeigefingerhebender Besserwisserei erfolgen würde, wäre Kritik nicht nur angebracht, sondern sinnvoll und konstruktiv.
Bisweilen regen mich die unfairen, unter die Gürtellinie gehenden Anmerkungen und Beiträge vieler Menschen mehr auf, als die offensichtlichen Unzulänglichkeiten beim Glubb.
Auch am Sonntag konnte ich mir erneut nicht selbst ein Bild von der Leistung der Mannschaft machen – Norbert, Stefan, Klaus und ich verfolgten die Partie zuerst im Auto und in Mannheim schließlich wieder am Handy. Ohne Club geht’s freilich nicht – aber sellbst für meinen Herzensverein lasse ich mir ein Konzert meiner Herzensband nicht entgehen. Wir saßen gerade beim Essen im Lokal, als das erlösende Einsnull fiel. Und die folgenden 18 Minuten (inklusive unglaublicher acht Minuten Nachspielzeit) zogen sich quälend. Fast noch schlimmer, als wenn man live dabei ist – denn da hat man ja ein gewisses Gefühl dafür, ob die Mannschaft überlegen ist oder ob’s richtig eng wird. Ich hatte nur die Kicker-Statistiken: 55 Prozent verlorene Zweikämpfte, am Ende 15 zu 1 (!) Ecken für uns, aber ohne etwas daraus zu machen. Als das Ergebnis endlich in schwarz, also als „Endergebnis“ angezeigt wurde, konnten wir uns ein erleichtertes Aufschreien nicht verkneifen. Uff! Das war ein wichtiger Sieg! Und letztendlich, so zumindest wenn man diversen (echten)) Fachleuten glauben darf, auch verdient.
Was Trainer Damit Canadi nach dem Spiel sagte, hört sich für mich realistisch und plausibel an: „Die Entscheidung bezüglich des Abseitstor ist für uns gefallen, da hatten wir Glück. Ansonsten haben wir uns gute Situationen herausgearbeitet. Der Einsatz von Frey hat uns geholfen, besser nachzurücken und unsere schnellen Spieler gut einzubringen. Jetzt geht es darum, gegen Heidenheim nachzulegen. Wir müssen stabiler werden. Wir werden versuchen, in den nächsten Tagen an dieser Mentalität anzuknüpfen.“